Schülerinnen und Schüler des Sophie-Scholl-Gymnasiums bauen eigenes Planetarium
Die Anfänge
Ein eigenes Planetarium konstruieren? Vor dieser Ehrgeizigen Aufgabe standen Anfang Dezember 2019 die 18 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse des WPII-Kurses Physik/Astronomie. Die Frage, ob sie sich vorstellen könnten ein solches Projekt gemeinsam in Angriff zu nehmen, war noch nicht ganz gestellt, da hatten die Schülerinnen und Schüler bereits den Entschluss gefasst, die Idee in die Tat umzusetzen.
Von der Planung über das erste Modell bis hin zum fertigen Planetarium, war es ein weiter Weg. Denn niemand der Beteiligten hatte so etwas in dieser Art zuvor gemacht. Die Devise war also: Learning by Doing. Schnell merkten die Schülerinnen und Schüler, dass dabei nicht nur handwerkliches Geschick und Präzision, sondern auch ein hohes Maß an Teamfähigkeit nötig war. Nach kurzer Zeit waren die Schülerinnen und Schüler ein eingespieltes Team und zeichneten, schnitten, klebten, knickten, strichen und am Ende standen sie vor fast 100 Einzelteilen, die nun miteinander verbunden werden wollten.
Ein doch recht großes Puzzle
Auch der Zusammenbau der Kuppel konnte nur gemeinsam funktionieren. Zunächst mussten einzelne Elemente möglichst präzise zu größerem Bauteilen zusammengesetzt werden, die nach und nach miteinander verbunden die Kuppel bildeten. Nach kleinen Startschwierigkeiten hatten die Schülerinnen und Schüler den Dreh heraus und jeder wusste, was zu tun war. Nach etwas weniger als einer Stunde stand die fertige Kuppel vor ihren Füßen. Später musste die Kuppel nur noch gemeinsam vorsichtig angehoben und auf die bereitstehenden Wandelemente gesetzt werden. Besonders erfreulich war es, dass die Schülerinnen und Schüler trotz der anspruchsvollen Aufgabe stets mit Freude bei der Sache waren. Die zu Recht stolzen Blicke der Schülerinnen und Schüler, als sie zu ersten Mal die Kuppel betraten, haben gezeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Das fertige Planetarium
Die eigentliche Kuppel besteht aus insgesamt 6 Pentagonen (je 5 Dreiecke) und 15 halben Hexagonen, die aus je drei fest miteinander verbunden Dreiecken zusammengesetzt sind. Sie ist freitragend, sodass im inneren keine störende Stützstruktur nötig ist. Die Kuppel ruht auf einer 1,20m hohen Stützwand, sodass sich bei einem Durchmesser von etwa 3,60m eine Deckenhöhe von etwa 2,80m ergibt. Das Planetarium ist also modular aufgebaut und lässt sich in weniger als 90 Minuten auf- und genauso schnell wieder abbauen und in insgesamt vier Schränken verstauen.
In dem Planetarium mit einer Grundfläche von etwa 10m² finden gut 22 Schüler auf Stühlen Platz. Damit es in der Kuppel mit einem Gesamtvolumen von 40m³ keine „dicke Luft“ gibt, sorgen vier flüsterleise Ventilatoren mit einem Umsatz von 180m³ pro Stunde stets für frische Luft.
Über das Programm Stellarium, lässt sich der Sternhimmel jedes Ortes auf der Welt zu jeder Zeit an die Kuppel projizieren und bestaunen. Auch Deep Sky Objekte, wie Galaxien oder Nebel lassen sich in beeindruckender Größe bestaunen, immerhin umfasst die Projektionsfläche gut 20m². Bei der Projektion bedient man sich eines Tricks. Diese erfolgt über einen gewöhnlichen Beamer und einem Kugelspiegel, der, sofern Beamer und Spiegel richtig ausgerichtet sind, das vom Programm vorverzerrte Bild auf die Kuppelinnenseite projiziert.
Die Schülerinnen und Schüler können nun eigene Planetariumsshows entwerfen und interessierte Mitschüler auf eine Reise in die unendlichen Weiten des Universums mitnehmen, welches viele Wunder und trotz intensiver Forschung noch viele Rätsel bereithält. Bis das Planetarium von kleinen Schülergruppen besucht werden kann, muss noch an der Justierung der Projektion und an den Inhalten der Vorführungen gearbeitet werden.
Den Blick in den Himmel einer sternklaren Nacht kann ein Planetarium natürlich nicht ersetzen, die Lichtverschmutzung, gerade in Ballungsräumen, macht dies aber häufig nur schwer möglich. Mit dem Planetarium des Sophie-Scholl-Gymnasiums kann die Weite des Weltalls für die Schülerinnen und Schüler ganz nah herangeholt werden und einen Beitrag dazu leisten, die Vorgänge im Universum, in dem wir leben, zu verstehen. Eine kleine Anmerkung sei hier noch gestattet. Nach einer Recherche konnte in Deutschland kein weiteres solches Projekt gefunden werden. Demnach dürfte das „Sophie“ nun zumindest eine von wenigen Schulen sein, die über ein eigenes, von Schülern gebautes, digitales Planetarium verfügt.
- P. Schneider
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