Nach einem einstündigen Flug kamen wir, insgesamt 33 Schüler:innen der Jahrgangsstufe Q1, in Kasewice an und fuhren noch eine Stunde zum Hotel. Dort aßen wir gemeinsam und besprachen den weiteren Verlauf des nächsten Tages besprochen mit unserem netten Guide Teresa, die uns die ganzen Tage begleitete.
Dienstags wurde uns im jüdischen Zentrum die Geschichte der Juden Oświęcims nähergebracht. In dem Zusammenhang konnten wir viele Artefakte und eine Synagoge besichtigen. Anschließend führte uns ein Guide durch die Stadt und präsentierte die lokalen Denkmäler. Nach einem typischen polnischen Mittagessen machten wir uns mit einem unbehaglichen Gefühl auf den Weg zum Stammlager in Auschwitz.
Die Besichtigung des Stammlagers in Auschwitz zeigte uns, welch unzählige Menschen schuldlos für ihr Dasein beschuldigt worden waren, da sie beispielsweise dem Judentum zugehörig waren oder physische Beeinträchtigungen hatten. Die Bedeutung dieses Ortes wurde uns sofort beim Durchgang des Tores mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ bewusst, denn die Geschichte beweist eben das traurige Gegenteil. Wichtig ist es festzustellen, dass jeder von uns die Eindrücke anders wahrnahm und verarbeitete. Bei einigen gab es direkt intensive Momente des Nachempfindens und bei einigen erst später. Am schockierendsten fanden viele von uns die Berge von Haaren, die mit Namen beschriebenen Koffern, die 80.000 Schuhe etc., welche hinter Vitrinen aufbewahrt werden. Außerdem konnten wir die neue Ausstellung „Shoa“ besichtigen. In dieser konnten wir erkennen, , dass jeder der Opfer vor Auschwitz ein ganz normales Leben geführt hat. Einerseits wurden in der Ausstellungen Videos gezeigt, die das Leben der betroffenen Familien vor der Zeit im Lager zeigten. Andererseits gab es in der Ausstellung einen Raum mit authentischen Kinderzeichnungen an der Wand; diese Zeichnungen spiegeln den Verlauf der Geschehnisse wider, also beginnend mit schönen Eindrücken aus der Kindheit und endend mit traumatisierenden Bildern der NS-Zeit. Als besonders schrecklich fanden wir die ethisch verwerflichen Experimente, die der leitende Lagerarzt Dr. Mengele an Zwillingen oder physisch beeinträchtigten Menschen durchgeführt hatte.
Als wir uns am Abend über unsere Eindrücke austauschten, hatten rückte ein Thema in den Vordergrund, nämlich die Erkenntnis, dass man sich nicht vorstellen kann, wie die Opfer gelitten haben. Natürlich konnten wir in vielen Situationen etwas nachempfinden; allein das Laufen auf den Wegen, wo zuvor 1.100.000 Menschen entlang gingen und zum Opfer des Holocausts wurden - dennoch ist dieses Leid unvorstellbar für die Realität. Mit diesen Eindrücken gingen wir schlafen und am nächsten Tag erwarteten uns zwei lehrreiche Workshop.
Für die Workshops teilte teilten wir uns in zwei Gruppen auf: Der erste hieß „Gegenstände voller Geschichte“. Die dortige Gruppe beschäftigte sich mit Gegenständen der damaligen Opfer, dabei entnahmen wir Informationen aus Texten und stellten uns diese gegenseitig vor. Die Auseinandersetzung gewährte uns einen näheren Einblick in das Leben der Opfer, dabei wurden die damaligen zugeteilten Nummern zu vollkommenen Individuen. In dem Workshop zum Thema „Sinti und Roma“ lernte die andere Gruppe Gemeinsamkeiten von Juden und Sinti und Roma kennen. Diese Gruppe wurde im Konzentrationslager die „Asozialen“ genannt, was zugleich erschreckend und unvorstellbar ist.
Am Nachmittag besichtigten wir das Lager Auschwitz-Birkenau. Im Vergleich zum Vortag war das Gelände um einiges größer, wir sahen uns Baracken von innen an und auch die Ruinen der vier Krematorien. Vor allem in den Sanitärbaracken wurden uns die unhygienischen und unmenschlichen Lebensumstände bewusst, denn hunderte von Menschen ‚wuschen‘ sich an einem langen Waschbecken im Gedränge, unter Beaufsichtigung der SS-Männer. Darüber hinaus gab es im gesamten Lager keine Privatsphäre, denn in einer Baracke wurden bis zu 800 Personen untergebracht. Zu wissen, dass auf der Wiese, auf der wir standen, vor 80 Jahren riesige Scheiterhaufen mit Leichen von den SS-Männern in Brand gesetzt worden waren, ist für uns eine solch absurde Vorstellung, die wir einfach nicht fassen können.
Am nächsten Tag ging es für uns mit einem freudigen Gefühl nach Krakau. Dort lernten wir das jüdische Zentrum und andere Sehenswürdigkeiten wie die Burg mittels einer Stadtführung kennen. Anschließend erkundeten wir eigenständig die Stadt. Diese hat uns sehr gut gefallen, vor allem die wunderschöne Altstadt und das lebhafte Stadtleben. Zum Abschluss aßen wir alle zusammen ein dreigängiges Menü in einem jüdischen Restaurant und genossen ein kleines Konzert einer jüdischen Musikgruppe. Dadurch haben wir sowohl einen Einblick in die jüdische Kultur erhaschen können als auch die Erlebnisse der vergangenen Tage besser reflektieren können.
Am Abreise Tag machten wir uns auf den Weg zur Ausstellung „Ausstellung „Klischees der Erinnerung. Labyrinthe“ des verstorbenen Zeitzeugen und ehemaligen KZ-Insassen Marian Kołodziej. In dieser hat er seine schrecklichen Erlebnisse in Bilder übertragen; er sagte, diese Bilder könne man in Worte fassen, denn sie erzählen eine Geschichte. Anhand der Ausstellung haben wir erlernt, dass - auch wenn der Holocaust nicht nochmal geschieht - alle Menschen daraus lernen und zu guten Menschen werden sollten . Jeder Mensch hat es verdient mit Respekt und Toleranz behandelt zu werden - unabhängig von dem Glauben, der Nationalität oder der Herkunft, denn alle Menschen sind gleich und einzigartige Individuen.
Wir möchten euch alle dazu auffordern, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Unserer Meinung nach sind die Auseinandersetzung und die Verbreitung der Geschichte wichtige Aspekte des Lernens und des friedvollen Zusammenlebens in der Gesellschaft, da man viele neue Dinge erlernen kann. Wir alle haben eine neue Sichtweise auf das Leben bekommen, sind dankbar für die Privilegien, welche wir besitzen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass wir alle nochmal bei der Gedenkstättenfahrt mitfahren würden. Schließlich wollen wir allen Organisator:innen danken. Ein explizites Dankeschön möchten wir Frau Wegelin und Herrn Schmidt ausrichten, die uns begleiteten und immer für uns da waren!
Antonia Aust und Maite Lizier | Q1
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